Feuerwehrfachsymposium 2020

8. Februar 2020
Von Explosionen, Schlangen und Innovationen

Am Samstag, den 8. Februar 2020, fand in Kümmersbruck das Feuerwehrfachsymposium des Kreisfeuerwehrverbands Amberg-Sulzbach e.V. statt. Das Veranstaltungsprogramm setzte sich aus Fachvorträgen, Großeinsatzberichten, Vorführungen sowie Technik- und Fahrzeugschauen zusammen.

"So wie ich das hier sehe, ist auf unseren Wertstoffhöfen im Landkreis heute eher weniger los", witzelte Landrat Richard Reisinger zur Eröffnung des Events. Fast 300 Mitglieder der Landkreis- und Nachbarwehren reihten sich dicht an dicht an den Tischen in der Rudolf-Scheuerer-Halle – auch sieben Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Lintach nahmen teil. Allein der enorme personelle Zuspruch ließ ein äußerst abwechslungsreiches, interessantes und nützliches Programm erwarten.

Die Fachvorträge: E-Autos , Flächenbrände, Tiere

So griff der erste Referent des Tages direkt einen aktuellen medialen "Dauerbrenner" auf: "Rettung aus dem E-Fahrzeug – ein Problem mit Hochspannung". Dr. Rolf Dieter Erbe, Brandoberamtsrat bei der Berliner Feuerwehr, relativierte gleich zu Beginn. Viele der Maßnahmen, die aktuell kursierten, beurteilte er als übertriebenen Reaktionismus. Zum Beispiel würden verunfallte Elektrofahrzeuge prophylaktisch vollständig in mit Wasser gefüllten Containern versenkt oder sogenannte Löschnägel mit Feuerwehraxt und Vorschlaghammer in eigentlich unbeschädigte Batterie getrieben. Die potenziell zusätzlichen Gefahrenquellen von Elektrofahrzeugen, wie Hochvoltsystem oder chemische Komponenten der Batterie, würden nur beim extrem unwahrscheinlichen Versagen mehrerer oder aller automatischen Schutzmechanismen zu Tragen kommen. Nichtsdestotrotz seien Einsatzkräfte gut darin beraten, bei Unfällen mit E-Autos auf möglichst viele Informationen wie Rettungskarten zurückzugreifen.

Im Anschluss widmete sich Dipl. Ing. Thomas Zawadke der Problematik von Vegetationsbränden. Immer wieder könne man dieselben taktischen Fehler beobachten. Den richtigen Blick und die nötige Expertise verdankt er selbst seiner langjährigen Tätigkeit bei der Hilfsorganisation @fire, die international unter bei Wald- und Flächenbränden im Einsatz ist. Überblick, Kommunikation, Fluchtwege, gesicherte Bereiche – Zawadke legte ausführlich korrektes taktisches Vorgehen bei Flächenbränden dar, um die Gefährdung von Einsatzkräften und Einsatztechnik zu reduzieren.

Der letzte Vortrag thematisierte den Umgang mit gefährlichen Tieren im Feuerwehreinsatz. Referent Stephan Zobel von der BF München kam dabei direkt auf den Punkt: "Wenn wir ehrlich sind, wissen wir kaum etwas über giftige Schlangen oder Spinnen, mit denen wir bei Einsätzen konfrontiert werden können". Welche giftigen Schlangen sind heimisch? Welche Arten werden hierzulande gehalten? Wie wirken die unterschiedlichen Gifte? Was ist zu tun – und was ist zu unterlassen? Auf unterhaltsame Weise gab er einen interessanten und fachlich fundierten Überblick.

Von Einsätzen mit historischem Ausmaß

Mit besonderer Spannung erwarteten alle Anwesenden zwei große Einsatzberichte: Die Schneekatastrophe Berchtesgaden und die Explosion bei BAYERNOIL. Der Kreisbrandinspektor des Berchtesgadener Land, Anton Brandner, teilte seine Erfahrungen während der Schneekatastrophe im vergangenen Jahr. Feuerwehr, THW, Bergwacht, Sanitätsdienste, Polizei, Bundeswehr und weitere Hilfsorganisationen arbeiteten über 10 Tage Hand in Hand. Auch Einsatzkräfte der Feuerwehr Lintach waren im Rahmen eines Hilfskontingents im Einsatz. "Wir sind hier bei uns schon viel Schnee gewöhnt. Aber so viel nasser Schnee in so kurzer Zeit war ungewöhnlich", so KBI Brandner. Auch wenn der Ernst der Lage von vielen anfangs nicht erkannt worden sei – im rechten Moment habe alles hervorragend funktioniert. Die Infrastruktur konnte aufrecht erhalten werden, Dächer wurden nach der Einschätzung von Statik-Fachleuten priorisiert und geräumt, selbst Reserven für Einzelereignisse hätten zur Verfügung gestanden. Die zentrale Basis sei immer eine funktionierende Kommunikation gewesen. Wie bedeutsam letztere ist, musste auch Christian Nitschke, KBI des Landkreises Pfaffenhofen, feststellen. Im September 2018 erschütterte eine schwere Explosion das BAYERNOIL Werk in Pfaffenhofen. Die Druckwelle der Explosion war in einem Radius von 35 Kilometern spürbar. KBI Nitschke war Örtlicher Einsatzleiter: "Wir wussten am Anfang nicht, wie viele Leichen werden wir bergen müssen." Man habe über viele Stunden mit ca. 25 Schwerstbrandverletzten gerechnet. Es habe es keinen Kontakt zur Mannschaft der Werksfeuerwehr gegeben. Es gab keine Funkverbindung. Erst über vier Stunden nach den ersten Einsatzmeldungen konnten die Kameraden der Werksfeuerwehr aufgefunden werden. Sie waren am Leben. Sie waren im Einsatz. Teils mit erheblichen Verletzungen bekämpften sie das Feuer "von innen". Rückblickend gleicht die Explosion einem Wunder: Es gab nicht einen einzigen Toten.

Drumherum: Schweres Gerät, Hubschrauber und Aluminiumbrand

Im Außenbereich der Veranstaltung wurden neue Einsatzfahrzeuge aus der Region vorgestellt, darunter das neue Löschfahrzeug (LF-Kats) der Feuerwehr Freudenberg-Wutschdorf., zwischenzeitlich wurde die Geräteschau durch einen Eurocopter EC-135 der Polizei-Hubschrauberstaffel ergänzt. Zahlreiche Hersteller stellten Produkte und Schutzausrüstung vor. Der Kreisfeuerwehrverband präsentierte erstmals seine neue Feuerwehrdrohne. In einer Praxisvorführung wurde außerdem ein innovatives Löschgranulat vorgestellt. Das Granulat eignet sich vor allem zum Löschen von Metallbränden, die mit gängigen Löschmitteln grundsätzlich nur schwer und äußerst mühsam zu handeln sind. Das Löschgranulat schmilzt bei ca. 900°C und versiegelt das brennende Metall durch das Abkühlen und Erhärten der oberen Schichten.

 

Das Feuerwehrfachsymposium des Kreisfeuerwehrverbands Amberg-Sulzbach e.V. findet alle zwei Jahre statt. Die Organisation wurde in diesem Jahr von XY übernommen. Gastgeber war die Freiwillige Feuerwehr Kümmersbruck, die sich durchgehend um die Verpflegung aller Teilnehmer kümmerte. Wir bedanken uns herzlich bei allen Initiatoren, Unterstützern und Helfern, die zum Gelingen des Fachsymposiums beigetragen haben. Die ausführlichen Materialien der Vorträge und Berichte werden unseren aktiven Feuerwehrdienstleistenden ab dem 19. Februar zur Verfügung gestellt.